Fahrtensegeln:
 
Wiesensegeln  in  West-Friesland  
 

 
  Lemmer
 - Sloten
  - Woudsend
   - Heeg
    - Workum
     - Teherne
 
 

SY  'Buidelkikker'  -  VALK  
im Hafen Langweer 

 

Segeln in Friesland

Die Friesische Seenplatte ist eines der schönsten und größten Binnenreviere in Zentral Europa. Viele kleinere und größere Seen (die Niederländer nennen sie „Meere“) sind alle mit einem weit verzweigten Kanalnetz verbunden.
 
Auf den, zum Teil auch von der Berufsschiffart genutzten Kanälen (zum Beispiel der lange Princess-Margret-Kanal), sind meist nur Freizeit-Skipper unterwegs. Wer auch bei wenig Wind auf den Kanälen segeln möchte, benötigt ein kleines wendiges Boot. Wie geschaffen für diese Landschaft ist der in Friesland weit verbreitete Van-der-Stadt-Entwurf „Valk“, eine gaffelgetakelte Kieljolle mit 90 cm Tiefgang und genug Platz für vier Personen.
 
Für mehrtägige Reisen mit Übernachtungen ist das Schiff eigentlich nur für Jugendliche oder „Sehr-jung-Gebliebene“ geeignet. DeKikkert, eine Segelschule und Bootsverleih, haben die Marktlücke erkannt und bieten eine 4-tägige Tour durch Friesland an.Übernachtet wird nicht im Boot selbst, sondern in sehr schönen netten gemütlichen Hotels/Pensionen.
 
Für pauschal 250 € pro Person ein sehr interessantes Angebot, dass wir Ende April gern einmal ausprobiert haben. Schnell war das Gepäck in den großen Stauräumen vorne und achtern verstaut. Unerfahrene Segler bekommen auch eine umfangreiche Einweisung, wir dagegen legen als „alte Hasen“ lieber schnell ab. Bei Windstärke 4 geht es auch über die Kanäle zügig voran, so dass eine der besten Fischbuden Frieslands schnell erreicht ist. Bei Hering mit Zwiebeln und Kibbeling sitzen wir in direkter Nähe der Brücke in Sloten und genießen das sonnige Wetter. Sloten lädt auch zu einem Spaziergang ein, das recht alte Dorf hat sich seinen mittelalterlichen Charme gut erhalten können.
 
Leider öffnet die Brücke in Sloten, wie fast alle in Friesland, über Mittag nicht. Hier kommt dann ein weiterer Vorteil eines Valken zum Tragen: Das „Mast legen“ und „Mast setzen“ ist leicht und unkompliziert und kann zu zweit oder notfalls allein durchgeführt werden.
 
Das Slotermeer ist schon einer der etwas größeren Seen in Friesland. Ab Windstärke 4 baut sich eine – zumindest aus unserer Perspektive - beachtliche See auf. Man sollte trotz Binnenrevier hier Respekt vor Wind und Wellen haben. Für uns geht es mit 4 Windstärken und halbem Wind in Rauschefahrt nach Woudsend.
 
Die Brücke in Woudsend öffnet kostenlos, aber leider nicht für Segelboote! Also wieder Mast legen, da in der Vorsaison auch kein anderes Schiff in Sichtweite ist. Überhaupt, andere Boote haben Seltenheitswert Ende April, meist sind wir allein auf weiter Flur. Eigentlich unverständlich, ist doch der April einer der regenärmsten Monate in Friesland.
 
Woudsend bietet auch eine kleine aber sehr schöne Altstadt, ein besonderer Tipp ist das Straßenkaffe direkt am Kanal bei der Brücke. Hier kann man gemütlich seinen „Koffee verkeert“ genießen und anderen Booten beim Anlegen oder Durchfahren zuschauen.
 


Die Kirche von Heeg  . . .         
 

              . . .  und mitten im Ort

Nach Heeg, unserem heutigen Etappenziel, geht es weiter durch den „Neuwe Wijments“ und den „Johann Friso Kanal“. Heeg liegt recht nahe am Ausgangspunkt unserer Reise, so dass auch eine weitere Anfahrt kein Problem darstellen sollte.
 
Heeg selbst ist ein kleineres moderneres Städtchen. Wir legen direkt an der Pension am Steg an. Sehr praktisch! Die Zimmer sind neu und ausreichend groß und mit Blick auf Wasser und Hafen. Das Abendessen nehmen wir in einem vorzüglichen Restaurant in der Nähe ein und nach ein paar weiteren Bierchen schläft es sich nach soooo viel frischer Luft ganz hervorragend.
 
Nach dem Frühstück stechen wir wieder in See. Nach Workum – unser nächstes Etappenziel - ist es nicht weit. 2 - 3 Windstärken, Wind und Sonne - also ist heute wieder „Beauty-Segeln“ angesagt, wie unsere charmante Mitseglerin zu sagen pflegt.
 
Uns ist der direkte Kurs zu schnell und so bietet es sich an, den mitgenommenen Spinnaker auszuprobieren. So ein „Spi“ für einen Valken ist ein relativ kleines Stück Tuch und eignet sich somit hervorragend zum üben. Leider hat unser Mitsegler den Spi-Baum vergessen und so sind wir gespannt, ob es auch ohne geht . . . .   Es geht!
 


   Der Spi steht!

An Gastmeer vorbei (netter Ort mit Kaffee und Imbissbude) geht es weiter durchs Zandmeer und wir biegen im Zandige Grons nach Steuerbord in den Vlakkenbrekken. Etwas weiter wird dieser zum Oudegaasterbrekken mit dem gleichnamigen Ort an seinem Ufer. Oudega bietet einen Stadthafen (die an Steuerbord liegende schmale Einfahrt), der lang und schmal bis in den Ortskern hineinreicht. Hier machen wir unsere heutige Mittagsrast.
 


  Stadthafen Oudega

In der Vorsaison ist es eher still und so bleibt uns nur ein kleiner Supermarkt an der Kirche zur Verpflegung. Ein paar Wochen später wird sicher auch das Restaurant und der Imbiss geöffnet haben. Also muss meine tägliche Ration Hering leider noch warten.
 
Der Wind hat aufgefrischt und es sieht nach Regen aus. Also auf nach Workum. Unsere heutige Pension liegt ein paar Meter in Richtung Kirche direkt am Marktplatz. Hier am Marktplatz gibt es auch Heringe für mich. Die Pension „De Herberg van Oom Lammert en Tante Klaasje“ ist schon sehr speziell. Das Motto lautet „Leben wie in einer Bauernstube vor 100 Jahren“. Sehr klein und sehr gemütlich. Das Abendessen beendet einen schönen Segeltag. Draußen regnet es jetzt in Strömen und mit dunklen Vorahnungen gehen wir in unsere „Bauernkammern“ zum Schlafen.
 


  Liegeplatz in der Innenstadt von Workum

Am nächsten Morgen Regnet es immer noch. So viel, das man lieber im Bett liegen bleiben möchte. Aber: Friesland meint es gut mit uns. Nach dem leckeren Frühstück fallen die letzten Regentropfen unseres gesamten Segeltörns.
 
Bei einem kräftigen Süd/West-Wind 5 – 6 Windstärken, geht es in Rauschefahrt zurück Richtung Heeg. Raumschots surfen wir die doch sehr beachtliche Dünung hinunter. Gegenan möchte hier keiner von uns heute Segeln. Die Schiffe einer Segelschule versuchen dies unter Vollzeug und kentern fast.
 
Wir lassen Heeg an Backbord liegen und segeln weiter durchden Friso-Kanal. Nach der Jelteslootbrug erwischt dann auch uns der Klabautermann: Nach der Brückendurchfahrt wollen wir im Kanal beidrehen und das Großsegel setzen. Leider ist die Großschot unklar und auch unsere Fock ist nicht so richtig zu gebrauchen. Kurzum: Alles geht schief und wir rauschen in das schilfbewachsene Ufer. "Valken" sind Gott sei Dank sehr stabile Schiffe und so ist nur unser Selbstbewusstsein etwas angekratzt, das Boot jedoch unversehrt.
 
Wir sind in 5 Minuten wieder flott gemacht und jetzt mit ordentlich gesetztem Segel geht es weiter nach Langerweer zur Mittagspause. Die Menschen in Friesland sind allgemein sehr nett. Etwas starrköpfig aber sehr nett, meistens. In Langweer werden wir aus dem leeren (!) Hafen vertrieben. Dieser sei nur für Motorboote. Also die an Backbord gelegene Einfahrt nutzen. Das ist auch etwas näher an der gemütlichen kleinen Einkaufsstrasse. Immerhin gibt es mehrere kleinere Läden, Kaffees, Restaurants und einen Imbiss.
 

   Hafen Langweer

Der Wind hat auf West mit reichlich 4 - 5 Windstärken gedreht. Und so begegnen wir dem nun folgenden Sneekermeer mit Respekt und einem Reff. Unser letztes Ziel ist Teherne, ein sehr kleiner Ort. Unser Hotel liegt direkt am Wasser (Einfahrt vom Sneekermeer aus) und hat einen guten Standard mit leckerem Essen.
 


  Unser Hotel in Teherne, Boot direkt am Haus

Am nächsten Morgen zeigt sich Friesland wieder von seiner schönsten Seite: Sonne und ein leichter Wind aus SO mit 2-3 Windstärken.
 
Über den Terkaplester poelen erreichen wir den Goingarijpster und weiter geht es über die Kanäle in Richtung Tjeukemeer. Bei Boornszwaag biegen wir nach Steuerbord in den Scharster – of Nieuwe Rijn ein. Nach dem Yacht Hafen an Steuerbord kommt noch ein kleines Restaurant mit direktem Steg am Kanal. Dies entern wir auch für unsere letzte Mittagspause.
 
Das letzte Stück auf dem Tjeukemeer zieht sich dann doch noch. Wenig Wind, gegen an und viele Untiefen. So kommen wir erst am Spätnachmittag auf dem Tjeukemeer an. Der Rest der Tour ist für uns Routine. Das von zahlreichen Wochenenden bekannte Revier Segeln wir fast im Schlaf zurück.
 
Nach 4 Tagen kommen wir am Abend etwas müde aber sehr glücklich wieder am Ausgangspunkt unseres Segeltörns an. 4 Tage „Wiesensegeln“ haben uns Friesland von seiner schönsten Seite gezeigt.
 
Bericht:  Michael Köhler
 
Fragen und Anregungen:  Email  koehler@proBeat.de
Webseite:   www.proBeat.de
Infos:    www.dekikkert.nl

 

 
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