Das Wrack
 
 
Die Flut verrinnt!  Auf ebbetrocknem Strande
Liegt dort das Wrack tiefeingewühlt im Sande;
Zerborsten klafft das Deck, der Kiel zerbrach.
Ein Schoner einst !  Wie alle Wimpel flogen,
Als er zuerst durchschoss die blauen Wogen !
Der greise Kaufherr sah ihm lächelnd nach.
 
Bayard, des Werftes Stolz, der kühnste Renner;
Am Bord neun Friesen, seegebräunte Männer
Mit stillem Aug' und eisenfester Hand.
Zum Ost und West ging manche gute Reise,
Zum fernen Süd, durch beide Wendekreise,
Den bunten Gürtel, der die Welt umspannt.
 
Dann kam der Schicksalstag. Das lang geschlafen,
Losfuhr das Wetter nah dem Heimathafen,
Zerspellte Rumpf und Rah' mit wilder Wucht,
Zersprengte Brass' und Tau gleich Fadennetzen
Und warf Gebälk und Trumm, wertlose Fetzen,
In dieses Eilands sturmgepeitschte Bucht.
 
Dort liegt das Wrack! Es sitzt auf seinen Planken
Ein alter Mann, verloren in Gedanken,
Gebückt, den breiten Hut tief im Gesicht.
Verstürmt auch er? Wer weiss, auf welchen Meeren?
Er schreibt. - Ein Lied wie dies? - Harm soll man ehren;
Geht sacht an ihm vorbei und stört ihn nicht!
 

 
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