Segel-Kameradschaft Unterbacher See e.V.  -  Düsseldorf
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Richtig Ankern  

 

Ankern vor Ibiza                     (Bild: Markus Glasmacher)   

1.  Manöver:  die Vorbereitung

Bei der Auswahl der Ankerbucht solltet Ihr unbedingt darauf achten, dass kein auflandiger Wind herrscht. Anderenfalls kann es schnell zu einer Legerwallsituation kommen (Eure Yacht wird an die Küste getrieben und droht dort zu stranden). Daher gilt: Unbedingt vorher den Wetterbericht checken und auf Windrichtungen achten! Auf keinem Fall solltet Ihr vor einem langen, offenen Strand mit auflandigem Wind ankern. Zu viele Schiffe stranden auf diese Weise.

Habt Ihr Euch für einen Ankerplatz entschieden, solltet Ihr diesen ausführlich erkunden. Das heißt:

  • Fahrt den angepeilten Platz mit Eurer Yacht ab.
  • Schaut Euch die Wassertiefen genau an. 
  • Malt Euch den vorhanden Platz im Kopf aus und überlegt, wie sich Euer Schiff bewegen wird bzw. könnte – auch bei verschiedenen Winden. 

Wichtig:
Das Wasser sollte nicht tiefer als ein Fünftel der Ankerkette sein, besser sogar noch weniger.
Oder anders ausgedrückt:  Kettenlänge mindestens 5-fache Wassertiefe.

Eine übertriebene Angst vor anderen Schiffen ist dabei fehl am Platz. Ein seitlicher Abstand von 10 Metern reicht in der Regel aus.


2.  Manöver:  fallen Anker

Jetzt geht es ans eigentliche Ankern. Dabei geht Ihr folgendermaßen vor:

  1. Ansteuern: Fahr den ausgewählten Ankerplatz unbedingt gegen den Wind an. Notfalls gilt es mit dem Rückwärtsgang aufzustoppen. An dem Punkt, an dem Ihr den Anker werfen wollt, sollte das Schiff bereits stehen bzw. leicht rückwärts fahren. Macht auf keinen Fall vorwärts Fahrt, sonst gräbt sich der Anker ein !
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  3. Kette geben:   Gebt anfangs viel Kette, bis Ihr merkt, dass der Anker auf Grund liegt. Anschließend solltet Ihr – entweder durch den vorhandenen Wind oder mit leichter Rückwärtsfahrt – ein Stück rückwärtsfahren. Dabei gebt Ihr die Ankerkette entsprechend nach, sodass sich diese möglichst gerade auf dem Grund auslegt. Wichtig: IMMER die gesamte Kette (bis auf 3 Meter) geben. Es gilt: Viel Kette hilft viel! Es ist nicht der Anker, der das Schiff hält, sondern hauptsäuchlich das Gewicht der Kette im Wasser.
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  5. Kette sichern: Nun gilt es die Ankerkette zu sichern – etwa mit einem Festmacher auf der Bugklampe bzw. einem Stopperstek auf die Ankerkette. Oftmals ist hierfür auch ein Haken vorhanden. Die Ankerwinsch ist nicht konstruiert, um das Gewicht des Schiffes zu halten. Die Bewegungen des Schiffes im Wind und in der Welle gehen auf das Getriebe der Ankerwinsch und zerstören dieses leicht – und niemand will am nächsten Morgen die Kette per Hand raufholen, oder? Die Kette zwischen Winsch und Sicherung sollte daher keine Spannung haben.
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  7. Warten:Nun müsst Ihr warten, bis sich das Schiff in den Wind gedreht hat und ruhig liegt. Beobachtet genau, ob Euer Schiff sich weiter nach hinten bewegt. Das passiert in der Regel bis die Ankerkette komplett ausgezogen ist, sollte dann jedoch aufhören. Ein seitliches Schwojen wird es weiterhin geben.
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  9. Rückwärtsgang: Sobald das Schiff liegt, könnt Ihr vorsichtig den Rückwärtsgang einlegen und die Rückwärtsfahrt sukzessive auf etwa 2000 Umdrehungen erhöhen. Eine Person im Bug sollte die Finger auf die Ankerkette legen (vor der Sicherung). Sollte die Ankerkette rutschen oder der Anker nicht halten, merkt Ihr das an der Kette. Ist die Kette ruhig, hält der Anker. Dann könnt Ihr das Schiff beruhigt komplett verlassen.
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  11. Winddrehungen: Jetzt gilt es an Land auf Winddrehungen zu achten! Sollte der Wind erheblich die Richtung wechseln (mehr als 90 Grad), ist Vorsicht geboten! In diesem Fall sollte jemand zurück aufs Schiff. Zunehmender Wind ist dagegen normalerweise kein Problem – sofern die Richtung gleich bleibt.

Heckanker oder Landfeste sind nur bedingt empfehlenswert. Gerade wenn es Seitenwind geben bzw. der Wind sich drehen kann, ist deren Einsatz nicht zu empfehlen. Eine Landfeste kann sich lohnen, wenn Ihr in einer sehr engen Bucht mit vielen Booten liegt und Ihr die Bewegungen des Bootes einschränken wollt. Beim Einsatz einer Landlene müssen Boot und Wetter besonders beobachtet werden !

Übrigens:
Eine Ankerwache ist nur in den seltensten Fällen notwendig. Wenn das Manöver vernünftig gefahren worden ist und keine extremen Wetterbedingungen herrschen, kann die ganze Crew beruhigt schlafen.


3.  Manöver:  Anker auf

Das Aufholen des Ankers geschieht wieder gegen den Wind. Habt Ihr die Ankersicherung entfernt, geht Ihr folgendermaßen vor: 

  1. Kette einholen:  Holt die Kette mit Motorunterstützung ein. Die Winsch ist nicht konstruiert, um das Schiff an der Kette nach vorne zu ziehen – vor allem nicht bei Gegenwind, der ja meist vorhanden ist. Das Schiff wird mit dem Motor bewegt, nur die Kette mit der Winsch eingeholt.
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  3. Richtungsanzeige:  Eine Person im Bug zeigt dem Skipper an, wo die Kette langgeht. Die Richtungsanzeige erfolgt mit nach oben gestrecktem Arm. Der Grund: Rufen ist oftmals nicht zu hören weil die Winsch recht laut ist.
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  5. Auf Kette achten:  Ein Crewmitglied muss zudem darauf achten, dass sich die Kette richtig in den Ankerkasten legt und sich dort nicht stapelt. Es passiert nicht selten, dass die Kette nicht richtig in den Ankerkasten läuft und die Winsch blockiert! Schiffe sind dann mit nur einem Drittel Kette schnell in der Situation, dass viel Wind auf dem Schiff steht und sich der Anker nicht mehr einholen lässt. Das kann gefährlich werden !
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  7. Anker anzeigen:  Die Person im Bug zeigt zudem an, wenn der Anker frei (sprich los vom Grund) und oben ist.

Sicherheitshinweis:
Greift NIEMALS mit den Händen in die Ankerkette, wenn diese unter Druck steht und noch nicht gesichert ist. Greift zudem NIE in die Ankerwinsch, wenn diese läuft. Einfacher könnt Ihr Eure Finger gar nicht verlieren ! 

Schöne Ankerplätze mit genug Abstand zum Nebenschiff und Ufer        (Bild:  MBx) 
 

 

 
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MBx